Debatte. Diskurs. Austausch. Wo ich heute auch hin hörte, im Supermarkt, der Kantine, dem Hausflur, das Thema war identisch. Nicht mehr mit dem Tag nach Paris vergleichbar, sondern intensiver, angeregter, erhitzter. Die Menschen sind aufgewühlter.
Ich verstehe das, verstehe auch, dass die Anschläge zwischen Paris und Brüssel, ob Ankara oder Istanbul, nicht zu dieser Reaktion geführt haben. Obwohl ebenfalls nah, ist uns Belgien einfach vertrauter. Viele waren schon dort, man klopft quasi an des Nachbarn Tür und die Lebensweisen sind problemlos vergleichbar.
Die Intensität der Gespräche ist auch darauf zurück zu führen, dass die Anschläge näher kommen und die Hilflosigkeit zunimmt. Wie soll man diesem verrückten Handeln Herr werden? Wie erkennen, ob ein Bekannter ähnliches plant? Und wie die Zukunft sichern? Ich sagte es gestern schon, wichtig ist, die Ghettoisierung von Randgruppen zu vermeiden, sonst bildet sich ein Nährboden für die Probleme in 10 Jahren.
Kurzfristig sind die Behörden, Politiker, Europol und Co gefragt. Der Austausch von Daten, Informationen, ist zu beschleunigen, ein einheitliches System für Kontrolle, Analyse und Rasterfahndung muss her. Eine EU-weite Flüchtlingsdatenbank mit persönlichen Daten, Aufenthaltsort und Fähigkeiten ist nötig, für bedarfsgerechte Verteilung der Menschen. Sprach- und Integrationskurse müssen verstärkt, die Bevölkerungen zu mehr Freiwilligkeit motiviert werden.
Doch genau so etwas schürt die Kontroversen, denn ich habe heute auch gehört “schickt sie raus“, “der Islam hat einen feindseligen Kern“, “Sicherheit vor Menschlichkeit“. Da graut es mir direkt. Ich kann Ängste verstehen, aber das alles ist nicht die Lösung, sondern würde die Konflikte nur weiter anheizen. Natürlich verschließe auch ich nicht die Augen vor offensichtlicher Religionsproblematik, ich bin für Meinungsfreiheit und Satire, dafür, dass sich über alle Religionen lustig gemacht werden dürfen muss. Durch die null Toleranz im muslimischen Glauben diesbezüglich geraten wir in Sackgassen.
Ich bin der Meinung, gerade das lustig machen über eine Religion macht diese erst real, greifbar und sympathisch. Glaube heißt Glaube, weil es nicht Wissen ist. Und was der eine glaubt, darüber muss ein anderer lachen dürfen. Ohne seinen Gegenüber persönlich zu diffamieren, aber da der Koran in sich so widersprüchlich ist wie Tora und Bibel, muss Satire erlaubt sein. Zumal in Deutschland Religionsfreiheit herrscht, aber der Staat die souveräne Macht darstellt. Die Gläubigen haben sich den Gesetzen unterzuordnen, so sie in diesem Land leben möchten.
Auch das führt zu Kontroversen, die es noch über Jahre im Diskurs aufzulösen gilt. Doch klar ist, in einer Demokratie wie dieser ist die Gesetzgebung maßgeblich und Unzufriedenheit darf sich über friedliche Demos oder freie Wahlen äußern – nicht durch Hass, Unterdrückung und Gewalt. Egal von welcher Seite.
Keep on rockin‘
Ree