Anstrengungen. Es gibt sie in unterschiedlichster Ausprägung, physischer und psychischer Art, dort auch nochmal in diversen Abstufungen und Ausprägungen. Bei der Ankunft der deutschen Fußballnationalspieler in der Heimat konnte man die verschiedenen Auswirkungen des Erlebten ganz gut in den Gesichtern ablesen; während aktive Führungsspieler des Frankreichspiels kaum zu einem Lächeln fähig waren, hier Thomas Müller beispielhaft genannt, gelang es anderen (u. a. Mario Gomez) durchaus, positiv zu reflektieren und einen aufgeräumten Eindruck zu vermitteln.
Das Beispiel zeigt, wie schwer persönliche Verantwortung wiegt und wie sehr ein Erlebnis, insbesondere negativer Art, nachhallen kann. Hat Herr Gomez eine wahrhaft großartige Europameisterschaft gespielt und daher allen Grund, zufrieden zu sein, so wurde Herr Müller trotz seines unermüdlichen Einsatzes primär für seine Glücklosigkeit vor dem Tor kritisiert, das Ausscheiden zu einem großen Teil auch an ihm festgemacht. Das nagt natürlich, da ist positive Reflexion so schnell kaum möglich. Und obwohl das Turnier sicherlich körperlich anstrengend war, dürfte es vor allem die Psyche sein, die für emotionale Belastung sorgt.
Für jeden von uns ist das nicht anders, sei es nach anstrengender sportlicher Betätigung, deren physische Nachwirkungen wir noch Tage später spüren und partiell vor Muskelkater kaum noch laufen können, oder nach persönlichen Schicksalsschlägen wie dem Verlust des Partners, der so massiv am eigenen Selbstbewusstsein nagt, dass er zu starken Selbstzweifeln und im schlimmsten Fall einer ausgewachsenen Depression führen kann. Verbringt man in solchen Phasen zu viel Zeit allein, ohne alternative Lebensschwerpunkte zu besitzen, begibt man sich leicht und oftmals fast unbemerkt in einen traumatischen Teufelskreis, aus dem ein Ausbruch aus eigener Kraft kaum mehr möglich erscheint.
Ich lese ja gerade nebenbei das „Goodbye Herzschmerz„-Buch von Elena-Katharina Sohn und lerne dort viel über mich selbst. Meist Dinge, die ich nicht gerne vor Augen geführt bekomme, denen ich mich aber stellen muss, soll der Schmerz sich endlich mal auflösen. Die Autorin empfiehlt, seine persönlichen Lebensschwerpunkte mit ihrem jeweiligen Anteil am Leben aufzuzeichnen und lässt einen über einen Fragebogen herausfinden, welcher Typ Beziehungsmensch man ist. Selbstverständlich bin ich einer, für den die Partnerschaft mit ungesund hohem Anteil den Schwerpunkt des Lebens darstellt, weil ich mein Glück aus dem glücklichmachen meiner Liebsten ziehe, was per se wohl ein wunderbarer Wesenszug ist; nur, geht die Partnerschaft dann zu Bruch, reißt sie ein dermaßen großes Loch in den Lebenssinn, dass jeder Tag zur Qual und einer Mixtur aus Rastlosigkeit und Versacken im eigenen Saft wird.
Im zweiten Abschnitt versucht das Buch nun, einen Ausweg aufzuzeigen und einen für die Zukunft derart fit zu machen, dass das Leben mehr bereithält und die Fixierung auf die Partnerschaft gesündere Züge annimmt. Gelingt dies, würde eine neue Beziehung eine andere, möglicherweise noch bessere Qualität erhalten und ein erneutes (nicht zu wünschendes) Ende weitaus weniger Schmerzen bereiten würde. Ich bin gespannt, natürlich auch zu einem großen Teil skeptisch. Aber schaden kann die Lektüre sicher nicht und bislang haben ja schon einige Punkte erstaunlich gut gepasst. Wenn es die psychischen Schmerzen etwas aus den Knochen pustet, so dass ich mich auch nicht mehr so quälend physisch verausgaben muss, um auf andere Gedanken zu kommen, lasse ich mich gerne darauf ein. Ich berichte näher, wenn ich fertig mit dem Buch bin. Aber nun lege ich erstmal die müden Knochen zur Ruhe – das Training eben war natürlich anstrengend. Und gut.
Keep on rockin´
Ree