Verworren. Total verstrubbelt, unfassbar durcheinander. Manchmal möchte es das Hirn eben so haben, kann nicht akzeptieren, dass Einfachheit auch eine probate Variante sein könnte. Nein, es muss alles nur Erdenkliche raus kramen, in den unpassendsten Momenten, um Vorhaben in Frage zu stellen oder neue Entwicklungen zu blockieren. Natürlich muss man sich dem nicht zwangsläufig beugen, Logik hört ja nicht einfach so auf zu existieren, doch ist es von Zeit zu Zeit ein enormer Kraftakt, alles zu ordnen und in irgendeine halbwegs vernünftige Reihenfolge zu bringen.
Der Startschuss für mein, mangels anderer Phrase „neues Leben“, ist bekanntermaßen erfolgt und er war erstaunlich erfolgreich. Alles fühlte sich richtig an und auch die Abschiedsparty war wesentlicher angenehmer als befürchtet. Unsere Abteilung hat mich mit unfassbar großzügigen Geschenken auf die Reise geschickt, inklusive eines emotionsgeladenen „Freundebuch“ aus der Stromberg-Reihe; total liebevoll befüllt von meinen Jungs und Mädels, ein Andenken, dass ich voller Freude ewig in gutem Andenken behalten werde. Und dann war es erstmal vorbei, das Büro leer geräumt und der letzte Abgang als aktiver Arbeitnehmer meines Herzensunternehmens vollzogen. Auch wenn es sich schon etwas seltsam anfühlte, so war ich doch per es guter Dinge, dass die zukünftigen Vorhaben den Abschiedsschmerz mildern würden.
Tags darauf trafen wie auf Kommando die Studienunterlagen ein, was meine Annahme bestätigte, dass der weitere Weg von freudiger Aktivität geprägt sein würde. Auch die Absprachen hinsichtlich München nahmen Formen an und so fehlt bis heute eigentlich nur noch die konkrete Planung der kurzfristigen Reise; eigentlich möchte ich Spanisch lernen, wofür Teneriffa oder Costa Rica ideal klingen, auf der anderen Seite üben aber auch Laos und Bali eine ungemeine Anziehung auf mich aus. Was den ersten Part der Verwirrung darstellt. Der zweite wird von der unendlichen Hausgeschichte geprägt, kommen doch tröpfchenweise immer wieder Interessenten, die augenscheinlich begeistert wirken, sich dann jedoch wochenlang nicht melden. Das zehrt an den Nerven und belastet dieses nicht abgeschlossene Kapitel zusätzlich. Dazu kommen die Freundschaften, die gerade jetzt einen schier magischen Magnetismus entwickeln und den Sinn der Abenteuer etwas in Frage stellen; und warum zum Geier ist eigentlich meine Wohnung auf einmal so attraktiv?
Natürlich weiß ich genau, was da gerade passiert. Das Hirn verarbeitet die unterschwellige Panik, dass es jetzt tatsächlich los geht. Das der Abflugtermin eigentlich schon Mitte des Monats sein sollte und sich nun bereits auf das Ende verschiebt, ist da wenig hilfreich. Das noch nicht gebucht ist, ebenfalls. So hat dieser unnachahmliche Denkapparat die Chance, alle möglichen Zweifel zutage zu bringen und so Verzweiflung zu schüren, was er auch fleißig tut. Die Zwischenlösung ist ein Kurztrip in der kommenden Woche, eine Woche auf einer wohlbekannten Ferieninsel, um wieder Ordnung in die Gedanken zu bringen und das Chaos etwas zu lichten. Außerdem, um die ersten paar Kapitel des Studiums durchzuarbeiten. Ich bin überzeugt, dass dieser Trip alles in die richtigen Bahnen lenken wird und ich im Anschluss die Pläne mit einem guten Gefühl verwirklichen kann. Oder nicht? Blödes Hirn …
Keep on rockin´
Ree