Zurückgeblickt. Ein Jahr zum Vergessen, für viele Menschen, so auch zum größten Teil für mich. Voller Schmerz, Qual und Ungewissheit, Reisen in Länder und zum inneren Selbst. Aber auch mit einigen spannenden Einblicken und Erkenntnissen. Ein paar möchte ich zum Abschluss mit euch teilen.
Zum Ende hin ein Gespräch mit der bodenständigsten Nonne, die ich je das Vergnügen hatte, kennenlernen zu dürfen. So etwas kann womöglich Wunder, aber auf jeden Fall Momente der Einkehr bewirken; ganz unabhängig davon, ob eine höhere Macht tatsächlich existiert, wohnt in ihr eine besondere Aura inne, die das Erzählen erleichtert und Ratschläge wie weise Prophezeiungen erscheinen lässt.
Hoch droben in ihrem Kloster, in welchem sich meine höchstmögliche Glückseligkeit in tiefste Trauer zu verwandeln begann, regiert sie mit saftmütigem Wesen, mehr Verstand und besserem Augenmaß, als es manch hochrangigen Entscheidern in den heutigen Tagen zupass kommt.
Looks like a fuckin´ Wonderland! Dachten sich wohl viele Menschen, die aus der Ferne manch positive Geschichte unseres Landes vernommen hatten. Doch mit der Zunahme ihres Zuzugs kroch auch eine erbärmliche, längst vergessen geglaubte Kollektivgefühlswelt bei zu vielen meiner Landsleute wieder empor; die Angst vor dem Verlust des eigenen Wohlstands, die Sorge vor Menschen aus Kulturen, die man nicht versteht.
Umso trauriger, dass diese Ängste gerade dort am Stärksten wuchern, wo man allzu lange isoliert unter Gleichgesinnten gelebt und Neuem stets skeptisch gegenüber gestanden hat. Dort, wo Kulturen seit Jahrzehnten friedlich zusammenleben (in meiner Heimat beispielsweise), verspüre ich eine deutlich größere Gelassenheit. Ich habe beispielsweise unzählige muslimische Kinder getroffen, die sich draußen an den Weihnachtsbräuchen erfreut haben – und Eltern, die lachend dabeistanden und das Leben genossen. Sowieso ist Weihnachten eine Freude für die Kinder; für alle anderen (ohne Kinder) ist es eher eine schöne Gelegenheit, mal etwas Ruhe zu finden.
Dramatisch also, dass einzelne Fehlgeleitete diesem so fürchterlichen IS-Regime verfallen und in deren Namen nicht nur Terror und Tod verbreiten, sondern eben auch Millionen friedliebender Menschen in Missgunst bringen. Doch ist ja genau dies das Ziel, die Spaltung der Menschen, die Zwietracht, die Uneinigkeit. Tulius Destructivus hatte im Comic „Streit um Asterix“ bereits ähnliches im Sinn, zum Wohle Cäsars. Lasst uns dem entgegenstellen, wie es die Bewohner des unbesiegbaren gallischen Dorfes tun.
Was ist drin und bricht aus, was gibt es für die Welt nie zu sehen? Ich habe viel gelernt, über die persönliche Dunkelheit, die zu ergründen kein Vergnügen ist. Meditation hilft, sie zu erforschen und ihren Ursprung zu erkennen. Das wiederum unterstützt bei innerer Heilung. Doch der Weg ist lang und hinterlässt Wunden, Schmerzen und Opfer. Vieles, was man sich wünscht, kann nicht erfüllt werden weil die inneren Dämonen Möglichkeiten finden, an allem und jedem zu zweifeln und jeden Schritt in Frage zu stellen. Das nervt, das zehrt und führt schon mal genauso zu tagelanger Resignation, wie auch zu permanenten Stimmungsschwankungen. Liebe Freunde, danke, dass ihr das alles ertragt. Wahnsinn.
Wichtig ist, das habe ich gelernt: Konzentriere Dich auf das Jetzt und Du kannst Dich am aktuellen Tag erfreuen. Es ist das ewigwährende Pläne schmieden, was Zweifel, Sorgen und Druck aufkommen lässt. Dabei ist doch jeder einzelne Tag, und eben insbesondere der gerade laufende, maßgeblicher Wegweiser aller zukünftigen Entwicklungen. Mit jeder einzelnen Entscheidung im Jetzt wird das beeinflusst, was auf dem Weg vor einem liegt. Das klingt weise, ist leicht gesagt und doch schwer umgesetzt, aber zumindest als tagtägliches Mantra eignet es sich nicht schlecht.
Dann war da natürlich auch noch das Haus als immerwährende, weiterhin ungelöste Aufgabe. Zum Jahresende hält es mich aufgrund seiner fehlerhaften Ölstandsanzeige noch in Atem, ist doch das Heizöl leer und ich nun tagtäglich am Notfall-Heizen über Kachelofen und Stromheizungen. Doch führt dies auch zu einer Festigung der Beziehung zwischen Haus und mir, so dass ich doch nochmal tief in mich gehen muss, inwiefern eine Eigenübernahme emotional sinnvoll und finanziell machbar ist. Denn ein Schmuckstück ist es ja schon, sonst hätte ich den Kaufvertrag vor inzwischen über einem Jahr nicht voller Freude unterzeichnet. Das wird ein Thema von noch so manch wacher Nacht und gehaltvoller Debatte mit Freunden und Familie. Fast freue ich mich schon darauf, dieses nimmerendende Thema zu einem Abschluss zu bringen. Wie auch immer.
Persönlich möchte ich endlich wieder einen wahren Sinn finden, nur habe ich gelernt, dass er nicht mehr ausschließlich in der Aufopferung für einen (oder mehrere) andere(n) Menschen bestehen darf. Es gibt unzählige Galaxien, aber was wir erleben geht nur uns selbst etwas an. Finde den Weg, Dich selbst zu mögen (vielleicht zu lieben) und Du kannst auch andere an Dir und Deinem Leben teilhaben lassen. Doch lebst Du nur um andere zu lieben, dann werden Dir auf dem Weg einige Enttäuschungen widerfahren, die in der Lage sind, so tiefe Wunden zu reißen, dass die Momente des Glücks aus dem bewussten Gedankengut zu verschwinden drohen.
Sich selbst in der Liebe und Bestätigung anderer zu finden, ist ein selbstzerstörerischer Weg mit kurzen Hochs und einschneidenden Tiefs. Kommt man aber hervorragend mit sich selbst klar, dann kann man auch andere an dieser Energie teilhaben lassen.
Und dann gab es ja noch den einschneidenden Verlust des Jahres, meine geliebte Oma ist von uns gegangen, die auch ich in den vergangenen Jahren viel zu selten besucht habe. War sie gerade in der Kindheit quasi allgegenwärtig, so nimmt die Kontaktfrequenz mit zunehmenden Alter scheinbar stark ab, da man seine eigenen Wege beschreitet – und geht ein Mensch dann für immer, stellt man sich durchaus die Frage, ob denn all das andere so unaufschiebbar war, dass für ein Telefonat, einen kurzen Besuch kaum mehr Zeit blieb. Meine Gefühlswelt könnt ihr hier gerne nochmal nachlesen. Auf jeden Fall ist auch oder gerade dieses Ereignis (m)eine Lehre für die Zukunft, zu spät für meine Oma zwar, doch relevant für die noch Lebenden: Gerade mit meinen Allerliebsten, meinen Eltern (natürlich den besten Eltern der Welt) soll und wird mir das nicht passieren. Das garantiere ich.
Damit soll 2017 eingeleitet werden, in dem neue berufliche Herausforderungen warten, private Reisen anstehen, Entscheidungen zu treffen sind und natürlich vieles Potenzial hat, Angst zu verbreiten. Aber erstmal schaue ich auf morgen, wechsele das Datum und strebe an, den Tag zu genießen. Macht ihr mit? Ich wünsche euch einen fantastischen Jahresausklang und einen hervorragenden Start in das neue Jahr. Die Australier sind uns schon voraus, lasst uns jubelnd und singend nachziehen. Die Reise geht weiter!
Keep on rockin´
Ree