Dieses trügerische Gefühl von Freiheit!

DSC01621Frei. Welch großes Wort von gigantischer Bedeutung. Wie viel Interpretation steckt doch in dieser einen kleinen Silbe. In einer Welt voller Kriege und Konflikte, voller Populismus und Streit bekommt Freiheit eine ganz neue, ja existenzielle Bedeutung. Die meisten von uns können froh sein, frei in Wahl, Entscheidung und Lebensgestaltung zu sein. Das ist wichtig, herausragend und unfassbar viel wert. Bringt mich nur heute in ein Dilemma.

Denn eigentlich möchte ich doch heute über die vermeintliche Freiheit nach dem Auflösen einer eigentlich für das Leben gedachten Gemeinschaft sprechen. Über die in modernen Zeiten alltäglich gewordene Scheidung, der finalen Szene einer Ehe, die das symbolisiert, zu dem sich die Menschheit seit einigen Jahren verstärkt entwickelt zu haben scheint. Schnelllebig, konfliktscheu, gesprächsbeschränkt, egoistisch und selbstherrlich.

Konflikten und Problemen wird sich entzogen, zu oft der eigene Vorteil gesucht und werthaltige Versprechen über Bord geworfen. Ethik, Ehre und Moral bedeuten immer weniger, selbst zwischen vermeintlich vernünftigen Parteien entsteht Misstrauen, machmal gar Lug, Trug und einseitige Vorteilnahme.

Wie nun kann man dem begegnen, wie auf Ungerechtigkeit reagieren? Meine Freunde rieten mir, die Messer zu wetzen, gegen zu schlagen und einen Kleinkrieg loszutreten. Ich solle nicht, wie sonst immer, den üblichen Weicheimodus walten lassen, sondern endlich mal klare Kante zeigen und „nicht alles mit mir machen lassen“. Doch würde ich dadurch glücklicher, vermeintlich freier werden? Höchst unwahrscheinlich, berücksichtigt man mein Wesen und das in mir wohnende Harmoniebedürfnis, das auch bei schreiender Ungerechtigkeit noch Milde walten lassen wollen würde.

So oblag mir, eine ruhige Variante zu wählen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und auf anderen Wegen um Gerechtigkeit zu feilschen. Von mir aus darf jeder sein Glück finden und wenn dies mal zu meinem Nachteil sein sollte, so steht es mir ja frei, einen alternativen Weg zu ergründen, der mich möglicherweise ebenfalls wieder auf den Pfad der Freude geleitet. Nur frei fühle ich mich heute nicht mehr als gestern. Vielleicht, weil ich mir nicht gefangen vorkam. Vielleicht, weil ich zu nichts gezwungen wurde. Möglicherweise aber auch einfach nur, weil Freiheit ein zu großes Wort ist, als dass es in diesem Kontext angebracht wäre.

Etwas ist beendet worden, dem ich einstmals eine hohe Wertschätzung entgegengebracht habe. Doch, rückblickend, war diese Art der Bindung wohl ein großer Fehler, den zu machen mir bestimmt war. Ob es heißen soll, dass ich in meiner jugendlichen Ursprungsmeinung bezüglich dieser Institution Bestätigung finden musste? Nein, an so etwas glaube ich nicht. Aber es war schon ein irrer Ritt, diese Monate nach der heißesten Party des Jahrhunderts. Und das nicht mal ansatzweise im Guten. Doch es geht ja weiter, das Leben wartet nicht auf einen. Doch viele Pläne stehen an und wenn sich der Hintern nicht bald mal nachhaltig von der Couch bewegt, wird der Abdruck noch von Generationen zu bestaunen sein. Nicht gerade die Hinterlassenschaft, die mir vorschwebt.

In diesem Sinne, bleibt sauber.

Keep on rockin´
Ree

P.S.: Ödön von Horvath sagte: Seitdem ich sah, dass heiligstes Glück zu widerwärtigstem Unglück werden muss, vergaß ich das Hoffen.

Gehen wir mal davon aus, dass er einen schlechten Tag hatte …

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