Berkeley. Schon der Name hat einen tollen Klang, ist traditionell und verheißungsvoll, auch wenn so mancher dahinter auch das abgehobene Denken vieler Mitglieder der Oberschicht vermutet (manchmal sicherlich auch zurecht). Schon als Jugendlicher und junger Erwachsener hatte ich stets bedauert, in den USA keine Universität besucht haben zu können, weil ich mir gerade als Leistungssportler in der Kombination aus Sport und Bildung einen gewissen Reiz ausmalte. Nun, gut 20 Jahre später, hat diese Elite-Universität all meine Vorstellungen zumindest äußerlich sogar noch übertroffen. Über 90 Nobelpreisträger und über 200 olympische Medailliengewinner hat diese Universität hervorgebracht, selbst ein eigenes Element im Periodensystem existiert aufgrund der dortigen Entdeckung (Berkelium). Das prägt und scheint in nahezu jedem vor Ort den Willen einzupflanzen, diese Traditionen zu erhalten und auszubauen.
Die altehrwürdigen Gebäude auf dem riesigen Gelände strahlen eine Würde und Gelassenheit aus, die dafür sorgt, dass man sich wirklich gerne länger dort aufhält. Das Stadion des College-Footballteams wirkt wie eine Sportstätte aus dem alten Rom und die Burger-Schmiede unter dem Student-Merchandise-Shop ist nicht nur günstig, sondern auch noch qualitativ sehr hochwertig. Man kann dort beim Schlendern also durchaus die Zeit vergessen – sollte man allerdings nicht, wenn man den Parkscheinautomaten übersehen hat. Das würde den Eliten wohl nicht passieren, so haben wir also etwas gelernt: Immer aufmerksam sein. Die Uni-Polizei dankt unseren Park-Ausfall zumindest mit einem netten Schreiben und der höflichen Aufforderung zur Überweisung von 78$ … damn it! Aber egal, shit happens.
Im Anschluss ging es unverdrossen über das sehr hübsche, aber maßlos überteuerte Kleinstädtchen Sausalito (fantastischer Blick Richtung Skyline von San Francisco) in Richtung der Golden Gate National Recreation Area, von wo aus man rund um die Sonnenuntergangsstunden eine spektakuläre Aussicht auf die Bridge und die Bay genießen kann. Das war wirklich bislang unübertroffen, wenn auch extrem windig; nicht nur die Aussicht auf die fabelhafte Brücke, nein, auch dass in der Bay diverse Wale häufig ihre Flosse in den Himmel recken und auf das Wasser platschen lassen, war ein Erlebnis für sich. Zudem begegneten mir bei einem kleinen Spaziergang zwei Rehe, die sich zwar nach links Richtung Hang verdrückten, dort aber noch eine Weile miteinander zu spielen schienen. Wahrlich eine wirklich schöne Begegnung.
Als uns im Zuge unseres Rückwegs in unserem Wohnviertel dann auch noch ein Waschbär die Ehre erwies und vor uns die Straße überquerte, war die tierische Vielfalt fürs Erste vollkommen. Lustige kleine Tierchen, wenn man sie nicht gerade im Haus hat. Der Reiseführer spekuliert auch noch darauf, dass eine Begegnung mit Bären höchst wahrscheinlich wird, wenn wir im Nationalpark sind. Wird sicher atemberaubend, in jedem Sinne. Ich bin gespannt. So war es auf jeden Fall schon ein erfüllter Tag, der für den anstehenden Road Trip einiges erwarten lässt.
Keep on rockin´
Ree