Dieser Ort, der Sehnsucht heißt!

Verlangen. Der unbändige, innere Drang nach etwas Geborgenem, etwas Sicherem, das die Sorgen vergessen und den einzelnen Tag unbeschwert genießen lässt. Für viele sind dies die eigenen vier Wände, das behagliche Zuhause, in das sie sich nach anstrengenden Arbeitstagen, ärgerlichen Geschehenissen oder auch einfach nur langen Momenten zurückziehen und ganz sie selbst sein können. Wieder andere erleben dieses Gefühl nach dem Einsteigen in ihr Auto, wo sie ganz für sich selbst sein können und niemand einzudringen vermag. Hier können sie ganz sie selbst sein, mit den eigenen Gedanken, der eigenen Musik und der vermeintlich freien Entscheidung, wohin der Weg führen soll.

Gerade im Auto kenne auch ich dieses Gefühl, da ich mich viel darin aufhalte und es sehr oft der nächstgelegene Rückzugsort ist. Ich kann in völliger Stille dahin gleiten, wenn mir danach ist, den eigenen Gedanken nachhängend, Pläne schmiedend oder auch mal Vergangenes reflektierend. Oder ich lasse ein Hörbuch laufen und versinke in anderen Welten, während draußen die Landschaft an mir vorüber zieht. Lediglich die für das Fahren nötige Aufmerksamkeit verhindert noch, dass ich mich dem völlig hingeben kann, immerhin kann jederzeit ein Fehler, Straßenverhältnisse oder völlig andere Dinge die Routine einer Fahrzeugkolonne unterbrechen und gefährliche Situationen hervor rufen. Ja, ich erwarte sehnsüchtig das flächendeckend autonome Fahren.

Da dies aber sicherlich noch eine ganze Weile auf sich warten lässt, trage ich im Herzen meinen wesentlichen Sehnsuchtsort immer bei mir. Wer den Blog regelmäßig verfolgt, weiß, dass ich über ein Einod in spanischem Besitztum mit dem höchsten Berg des Landes schreibe, eine Insel, auf der der Frühling niemals endet und die ich schon viele Male besuchen durfte. Es ist mir nicht möglich, dieses mir innewohnende Gefühl bedarfsgerecht zu euch zu transportieren, das merke ich auch bei Gesprächen im Freundes- und Familienkreis regelmäßig. Meine Insel, ich schreibe natürlich von Teneriffa, legt bei mir schon in dem Moment einen emotionalen Schalter um, in dem ich die Flughafenhalle betrete und mich geborgen fühle.

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Sorgen, die ich noch vor dem Abflug mein Eigen nannte, sind plötzlich kleiner (wenn nicht gar vollständig verschwunden), mein Körper entspannt sich und der Geist öffnet sich neuen Gedanken, Plänen und Ideen. Auf der Insel habe ich wesentliche berufliche Entscheidungen getroffen, ich habe ein Buch geschrieben und viele Studieninhalte bearbeitet. Ich bin bereits mehrfach auf den Teide hinauf und in die Masca-Schlucht hinab gestiegen, habe Wale aus der Nähe bewundert und stillste Winkel erkundet. Es ist wohl kein Wunder, dass Teneriffa mir so viel bedeutet. Und dennoch bleibt es ein Sehnsuchtsort, weil es zum Einen eben doch „nur“ ein Ort ist, der seinen Zauber ohne meine liebsten Menschen auf Dauer nicht bewahren könnte, zudem ist er zu weit entfernt, um regelmäßig mal kurz rüber zu fliegen.

So war ich nun schon über ein Jahr nicht mehr dort, auch wenn kaum ein Tag vergeht, an dem ich mich nicht ihrer Schönheit erinnere. Manchmal gelingt es mir gar, so etwas von dem Gefühl nach Deutschland zu holen und mir den Tag etwas zu versüßen. Das werde ich fortsetzen, bis möglicherweise irgendwann auch hier mal ein ähnliches Gefühl einsetzt und die Suche nach der Sehnsuchtsbefriedigung gemildert wird. So lange werde ich diese in den kleinen, schönen Orten bei Freunden, den Eltern und auch meinem Auto zu verringern wissen. Denn eigentlich ist es hier ja auch ganz schön. Wenn es nicht gerade Tage voller Sprühregen sind.

Keep on rockin‘
Ree

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