DeutschePOP. Das Gelände mit alten Backsteingebäuden industrieller Machart wirkt sehr stylisch, der Eingang der Akademie für populäre Berufe ist hingegen eher schlicht, im Gebäude 11e versteckt und bei Andrang und Nieselregen wenig einladend. Dennoch zog es uns heute hin, ins verrufene Köln-Mülheim, das aber wesentlich besser als sein Ruf wirkt und ein wenig an die kultigen Viertel Berlins erinnert, bevor sie richtig Hip wurden und die Kinderwagen die Künstler hinaus geschoben haben.
Die DeutschePOP wurde vor knapp 15 Jahren als Lehrinstitut für Populärmusik gegründet, weil es auf dem Markt wenig in dieser Richtung gab und bietet heute Aus- und Weiterbildungen für diverse populäre Berufsfelder, vom Produzenten über den Musikdesigner, Fotografen und Kameramann bis hin zu Management- und Fitnessberufen. Heute war OpenDay und es galt, sich mal ein eigenes Bild davon zu machen, ob die Einrichtung für die diversen aktuell hobbymäßig betriebenen Tätigkeitsfelder Angebote hat, diese zu professionalisieren. Sollte eigentlich passen, ist mein Umfeld doch von Songwriting, Sprecheraufgaben, Fotografie, Videoproduktion etc. geprägt.
Also rein in die Bude, im Sardinenmodus, da viele andere (vornehmlich junge) Leute wohl ebenfalls an diesem Samstag nichts Besseres auf der Agenda hatten, und dort erstmal namentlich registrieren lassen. Kurz auf Workshops hingewiesen worden (acht wurden angeboten, zwei kann man maximal schaffen) und dann die Treppe hoch zum Einführungsvortrag gelaufen. Gespenstische Stille, höchst eloquenter Moderator und nur wenige über die Infos auf der Webseite hinausgehende Erkenntnisse. Die Kooperation mit der University of West London klingt super, die Preise gesalzen und die Struktur … undefinierbar.
Also auf in den ersten Workshop, Kamera stand an. Ein wenig mit der Hoffnung verbunden, dass es sofort die ersten Tipps für eine Optimierung der eigenen Musikvideos gibt, war es etwas ernüchternd. Der Workshopleiter saß etwas verloren auf dem Schreibtisch mit dem iMac, wies immer mal wieder auf das Thema „Green Screen“ hin, bot aber keinerlei praktische Einblicke in die Arbeit (obwohl eine Sony CMOS aufgebaut war und zwei Stühle vor dem Screen suggerierten, es würde gleich losgehen). Im Gegenteil riss er nur seine eigene Biographie herunter, die zwar ein Studium an der POP beinhaltete, worauf er aber ebenfalls wenig einging. Er machte nur deutlich, dass die Ausbildung einen nicht zum Profi macht, sondern viel Eigeninitiative, Kontaktsuche und Netzwerken nötig sind. So weit, so ehrlich. Was er an selbst produzierten Clips zeigte, war auf jeden Fall cool und bestärkte uns im Glauben, dass jeder ein gutes Auge für Kameraführung, Licht und Goldenen Schnitt entwickeln kann. Also gar nicht so schlecht, auch wenn der praktische Part fehlte.
Den zweiten Workshop habe ich mir ausgesucht, weil ich mich seit Wochen damit herum schlage, in die Schiene des professionellen Sprechers für Clips, Hörbücher, Synchronisationen etc. zu gehen. Der wirklich coole Dozent bestärkte mich in seinem Vortrag darin, dass dies voll mein Ding zu sein scheint. Darstellerische Fähigkeiten, gepaart mit einer Leidenschaft für das Lesen und Vorlesen, rasche Auffassungsgabe, keine Schüchternheit und in der Lage, diverse Charakteristika stimmlich darstellen zu können: Das wird mir ja seit jeher bescheinigt. Vielleicht könnte das der richtige Weg sein, aber es wird auf jeden Fall nicht mit dem jetzigen Job zu vereinbaren sein. Man muss ziemlich flexibel in Köln auftauchen können und alleine, um sich mit den anderen Studenten regelmäßig zu Projekten zu treffen, möchte ich nicht in der falschen Region gebunden sein.
Wir sind also mit einem sehr coolen Gefühl rausgegangen und lassen die ganzen Eindrücke nun erstmal sacken. Der Preis ist natürlich nicht ohne, knapp 2000 EUR pro Semester (als Sprecher bräuchte ich drei, Producer und Kamera sind glaube ich sechs bzw. vier), geht also schon etwas ins Geld. Spannend ist aber, dass man schon während der Ausbildung auch Praxiserfahrung sammeln kann. Auf jeden Fall cool. Aber ist man mit über 40 nicht schon zu alt dafür? Ach, immer diese fiesen Fragen 🙂
Keep on rockin‘
Ree