Globalisierung. Diese von jeder Menge Wirtschaftshörigen gefeierte Umschreibung des weltweiten Handelns, Arbeitens und Austauschens verkommt trotz vieler herausragend guten Eigenschaften mehr und mehr zur Geißel der menschlichen Zivilisation. Ja, es ist unbestritten und auch extrem gut, dass das Zusammenwachsen der Welt, insbesondere durch kostengünstigere Reiseoptionen und Echtzeitaustausch über das Internet, zugenommen hat und so vor allem Missstände auch in hinteren Winkeln der Erde aufgedeckt werden können. Menschen beginnen, eine Sprache zu sprechen, neue Geschäftsmodelle sind entstanden und mentale Barrieren zwischen Ethnien, Kulturen und Religionen lösen sich sukzessive auf.
Was die Globalisierungen aber auch gebracht hat, und ich bin wesentlicher Teil des Ganzen, ist eine Zunahme von wenig klimafreundlichen Reisen, fortwährender beruflicher Pendelei und einem Wettkampf untereinander, den oft nicht die Bestern, sondern die Lautesten oder Polemischsten für sich zu entscheiden wissen, da sie es besser verstehen Massen zu mobilisieren. Doch ich möchte klein anfangen, dabei, was die Globalisierung mit mir anstellt und wie ich mich dabei fühle. Ich komme aus Dortmund, einer der größeren Städte im Lande, und war die 27 Jahre, die ich dort verbracht habe, nicht unglücklich. Klar hatten die Metropolen, Köln, Hamburg, Amsterdam, stets einen gewissen Reiz, aber ernsthaft mit einem Wegzug hatte ich mich nie beschäftigt. Waren doch all meine Freunde, mein Sportumfeld und insbesondere meine Eltern stets greifbar.
Leider nahm mein damaliger Arbeitgeber darauf keine Rücksicht, als er die Verlagerung in die Bonner Zentrale beschloss und mir als Alternative zu meinem Job als Projektleiter eine Stelle im Call Center anbot, aus dem ich mich allerdings gerade erst entfernt hatte. So tat ich meinen ersten einer Zentralisierung, oder eben auch Globalisierung, geschuldeten Schritt, verließ meine Heimatstadt und zog in die ehemalige Bundeshauptstadt weiter. Auch wenn es Jahre gedauert hat und mir schon damals die Pendelei zu alten Freunden und den Eltern missfiel, war es irgendwie machbar und inzwischen bin ich ein richtiger Fan dieser kleinen, schönen Stadt. Dies hat aber nicht verhindert, dass ich auf meiner Suche nach der vermeintlichen Karriere mal nach Berlin, mal nach München oder aktuell nach Wiesbaden weitergezogen bin.
Für mich ist zu sagen: Großer Fehler. Egal, wo ich mich beruflich aufhalte, ich vermisse meinen engeren Kreis. Partnerin und beste Freunde in Bonn, Familie und weitere Freunde in Dortmund, ist es nicht das, was im Leben zählt? Wenn ich dann beständig im Stau stehe, kommt mir oft der Gedankee, dass ich gerade als sehr guter Projektmanager und Abteilungsleiter aus dem Rhein-Sieg-Kreis nach Hessen pendele, während mir vermutlich ein ebenso kompetenter Projektmanager und Abteilungsleiter entgegenkommt, der aus Hessen z. B. nach Bonn fährt. Beide beklagen wir die Zeit, die uns unterwegs verloren geht und beziehen ein ähnliches Gehalt. Wäre es nicht ein leichtes, die Jobs zu tauschen und so allen zu helfen? Firmen hätte entspannteres Personal, private Situationen wären relaxter, die Klimasituation verbessert sich und es bliebe mehr Zeit für die Hobbys.
Wenn es doch nur so einfach wäre. Mir fällt noch keine Lösung ein, aber wenn einer von euch einen erstklassigen Projektleiter mit Führungserfahrung im Bonner Umfeld sucht: Gebt mir Bescheid.
In diesem Sinne, keep on rockin‘
Ree