Dass Menschen sterben, ist völlig normal. Alltäglich, sozusagen allsekündlich. Die Nachrichten sind voll von Berichten dazu, ob altersschwacher Promi, Attentate oder Verkehrsunfälle. Artikel über Krebs sind allgegenwärtig und manchmal, umso härter, trifft es auch das unmittelbare Umfeld. Doch ein kollektiver Aufschrei, eine Art Erwachen aus der Lethargie des Lebens als Normalzustand, erreicht die breite Masse nur beim Dahinscheiden einer echten Ikone, eines Menschen, der weltweit bekannt ist und dazu auch noch weitestgehend verehrt wird. Stirbt dieser Mensch darüber hinaus jung und war er vielleicht auch noch schier unbezwingbarer Sportler, dann nimmt die weltweite Erschütterung Formen an, die nur schwer in Worte zu fassen sind.
Kobe Bryant ist so ein Fall. Wir Basketballenthusiasten, gerade meiner Generation, ich selbst aus dem selben Geburtsjahr, haben ihn sowieso sein ganzes Leben lang begleitet und schon damit eine gewisse emotionale Verbindung zu ihm aufgebaut. Schließlich war er der einzig legitime Nachfolger eines Michael Jordan, ehrgeizig, kämpferisch, siegreich, fair. Eine Ikone. Doch gerade diese Attribute ließen ihn auch für Menschen sichtbar werden, die mit dem Sport an sich weniger zu tun haben. Sie bemerkten seine Präsenz, nahmen wahr, dass dort ein Sportler seine Arbeit so vorbildlich erledigt, dass er Massen elektrisieren konnte. Und als der sportliche Abschied kam, wusste man: Hier verlässt ein ganz Großer das Rampenlicht.
Nun, wo Kobe Bryant ohne eigenes Verschulden, zusammen mit seiner geliebten Tochter Gianna, mit 41 Jahren aus dem Leben schied, sorgen die allgegenwärtig gewordenen sozialen Medien für einen Gleichklang aus Trauer, Verehrung und eben vielerlei Lehren: Dass das Leben kurz und nicht planbar, das Ende stets greifbar ist. Dass kleine Sorgen keinen großen Kummer rechtfertigen und man seinen Liebsten viel häufiger sagen, zeigen und vermitteln sollte, dass man sie liebt. Dass „I’ll do it tomorrow“ auch heißen kann: Es wird nicht mehr geschehen. Kobe sagte selbst, im Film „Der perfekte Wurf“, „You have to do it now“. Es ging darum, jeden Tag an sich zu arbeiten, aber es lässt sich auch hervorragend auf viele Facetten des eigenen Lebens übertragen. Sei heute mutig, auch wenn Du morgen merkst, dass es vielleicht ein Fehler war. Reise, mache Ausflüge, unternimm viele Dinge, sortiere schlechtes aus. Lebe Dein Leben nicht in dauerhafter Trägheit und Langeweile, denn das Ende rückt näher. Beständig und jeden Tag ein wenig mehr.
Genau das ist es, was der Tod von Legenden auslösen kann. Eine ganze Weltengemeinschaft geht in sich und nimmt sich vor, etwas bewusster, etwas freundlicher und etwas mutiger zu leben. Leider hält es bei den meisten nicht lange an. Doch ist es erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen innehalten und sich bewusst werden, dass sie selbst etwas ändern können. Jeder für sich. „Be the change.“ Und wenn dies alle nur zu 10% beherzigen, wird die Welt zu einem etwas besseren Ort. Dann war der Tod dieser Legende, auch wenn er unfair und schrecklich ist, nicht vergebens.
Be in peace.
Ree
